Theorien in Verwirrungen des Zöglings Törleß

Mit „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von Robert Musil können auch einige Theorien analysiert und auf den Roman angewendet werden. So zum Beispiel die Philosophie von Friedrich Nietzsche, die um 1900 aufgestellt wurde. Diese Theorie enthält die Aussage, dass ein Atheist den Glauben an eine transzendente Macht ablehnt und die allgemein gültigen Moral und Werte relativiert. Atheisten kritisieren den übersteigerten Rationalismus und sind der Meinung, dass Welten nicht bis ins Letzte erklärt und verstanden werden können. Auch eine gewisse Skepsis gegenüber der Sprache ist vorherrschend. Bezüglich dieser Theorie können auch Parallelen zum Roman entdeckt werden. Zum Beispiel findet man den Atheismus in der Freundschaft von Törleß und dem Prinzen zu Beginn des Romans wieder. Die Sprachskepsis zeigt sich in dem Problem, die imaginären Zahlen nicht erklären zu können. Die Vernunftkritik aus Nietzsches Lehre ist im Gespräch zwischen Beineberg und dem Mathematiklehrer zu erkennen.

Auch die Theorien Sigmund Freuds sind auf den Roman „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ anzuwenden. Zum einen können drei Instanzen auf Törleß‘ Psyche bezogen werden: Das „Über-Ich“ wehr sich vehement gegen die Wünsche des Es und versucht, die homosexuellen Handlungen mit allen Mitteln zu verhindern, da diese auch ein gesellschaftliches Tabu darstellen. Das „Ich“ versucht sich zunächst als Vermittlungsinstanz. Die Verbote des Über-Ichs sollen aufrecht erhalten werden, müssen sich aber den immer stärker werdenden Kräften des Es beugen. Das „Es“ kennt keinen gesellschaftlichen Konventionen oder Verbote, sondern dient einig und allein der Triebabfuhr.

Eine weitere Theorie Freuds ist die des Ödipuskomplex, den man am Besuch Törleß‘ bei Bozena veranschaulicht werden kann. Zunächst richtet sich Törleß‘ sexuelles Begehren auf Bozena, jedoch muss er plötzlich an seine Mutter denken und versucht im Anschluss die Prostituierte Bozena von seiner Mutter zu trennen um das Begehren aufrecht erhalten zu können. Gemeinsamkeiten zwischen der Mutter und Bozena werden also erahnt, Törleß befindet sich allerdings in einem ödipalen Dreieck zwischen Mutter und Vater. Das Inzestverbot verbietet es, dass Törleß sein Begehren auf die Mutter richtet, da die Ähnlichkeiten mit Bozena jedoch zu groß sind, wendet er sich auch von Bozena ab und muss sich ein neues Sexualobjekt suchen: Basini.

Ein Gedanke zu „Theorien in Verwirrungen des Zöglings Törleß

  1. Johannes

    „Die Vernunftkritik aus Nietzsches Lehre ist im Gespräch zwischen Beineberg und dem Mathematiklehrer zu erkennen.“

    Müsste das nicht Törleß heißen??

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