Sturm und Drang eine Strömung der deutschen Literatur in der Epoche der Aufklärung

Da das Drama „Don Karlos“ von Friedrich Schiller an der Grenze zwischen Sturm und Drang und der Weimarer Klassik steht, sind auch Kenntnisse über diese beiden literaturhistorischen Epochen von Notwendigkeit.

Um auf den Sturm und Drang einzugehen, kann zunächst die grundsätzliche Zeiteinordnung dieser Epoche von 1770 bis 1785 angesetzt werden. Diese literarische Bewegung besitzt das Merkmal, den Einzelnen in Verbindung mit dessen Lebensweise und Gefühlsbetonung in den Vordergrund zu rücken. Die Verwirklichung dessen stößt im Verlauf jedoch auf die Gesetze der Gesellschaft, welche die Möglichkeiten der Selbstverwirklichung einschränken und daher Protest gegen eben diese Gesellschaftsordnung auslöst. Im Sturm und Drang steht also oft ein junger Protagonist mit seinen Ansichten und seinem Drang nach Selbstverwirklichung gegen die gesellschaftlichen Konventionen. Dabei steht auch die Gefühlsbetonung im Vordergrund.

Bezieht man diese Charakteristika der Sturm und Drang Epoche auf das Drama „Don Karlos“ lassen sich bei den beiden Figuren Marquis von Posa und Don Karlos Vergleichbarkeiten erkennen. Der Marquis von Posa stellt sich mit seinen Ansichten gegen die Gesellschaft, die ihm die Möglichkeit der Realisierung jedoch nicht gibt. Für seine Ideen und politischen Ziele ist die Gesellschaft einfach noch nicht reif genug, weshalb er bei der Umsetzung dieser Ziele auch an den gesellschaftlichen Konventionen zerbricht. Ob der Drang nach Selbstverwirklichung beim Marquis von Posa vorhanden ist, bleibt zunächst dahingestellt, da eher behauptet wird, dass er nur für die Verwirklichung seiner Ziele kämpft, nicht seiner selbst. Königssohn Don Karlos verstößt mit seiner Liebe zur Königin gegen die Gesetze und Normen der Gesellschaft. Er protestiert ebenfalls dagegen und seine Gefühle stehen dabei im Vordergrund.

12 Gedanken zu „Sturm und Drang eine Strömung der deutschen Literatur in der Epoche der Aufklärung

  1. Sven

    Don Karlos Beziehung zur Königin Elisabeth war KEIN Inzest! Elisabeth war, vor der Heirat mit Philipp Karlos verlobte!
    Bitte dies zu ändern.

  2. Lara

    Um Carlos dem Sturm und Drang zuzuordnen könnte man vielleicht noch seine Impulsivität nennen. Bei Marquis von Posa würde ich sagen, dass er eher ein Aufklärer war, da er sehr rational und nicht von Gefühlen geleitet ist (Im Gegensatz zu Don Carlos). Für ihn stehen die Menschenrechte im Vordergrund (befreiung der flandrischen Provinzen), was auch wieder typisch für einen Aufklärer wäre. Er ist sehr vom Verstand und Vernunft geleitet.

  3. blaze033

    Posas Scheitern bei der Durchführung einer Revolution (Reich mit Gedankenfreiheit) ist nicht der Gesellschaft zuzuordnen, sondern viel mehr dem Autor selbst. Schiller vertritt die Meinung, dass ein einzelner Mensch niemals in der Lage sein darf eine Revolution in die Wege zu leiten. Eine Revolution sei ein natürlicher Prozess, der nicht durch einen Menschen erzwungen werden darf. Dazu gibt es ein Zitat, dessen genauer Wortlaut mir nicht einfällt aber es lautet ungefähr und sinngemäß so: ,,Ein Uhrmacher darf eine Uhr nicht anhalten, wenn er sie reparieren will. Er muss sie reparieren, während alle Zahnräder in Bewegung sind.“

  4. Vincent

    Hallo,

    Zuerst lässt sich sagen, dass es sich sehr wohl um ein Inzestmotiv handelt. Zwar geht es nicht um biologischen Inzest, da keine Blutsverwandtschaft zwischen der Königin und Karlos besteht, es handelt sich jedoch um einen gesellschaftlichen Inzest. Es ist nun nämlich für Karlos ein gesellschaftliches Tabu die Frau seines Vaters zu lieben, somit kann man ohne Probleme von einem Inzest reden.

    Die Epochenzugehörigkeit betrachtend ist es wohl der Klassik zuzuordnen, aufgrund des Schreibstils. Für Stürmer und Dränger war eine so festglegte Form des Dramas nicht üblich, Schiller folgt dieser Form jedoch sehr strikt (geschlossenes Drama, einheitliches Versmas).

    Auch die Personen des Stückes verkörpern keine Ideal des Sturm und Drang. Posa ist für mich eher ein typischer Aufklärer, da für ihn nocht recht deutlich die ratio im Vordergrund steht. Karlos‘ Figur beinhaltet auch eher Merkmale aus der Empfindsamkeit, er ist einfach nicht der typische Held des Sturm und Drang, sondern ein komplett gefühlsgeleiteter Mensch.

    @blaze033 Der Kommentar macht für mich in keiner Weise Sinn. Wir dürfen als Leser niemals die biografischen Hintergründe und die Gedanken des Autors in die Bewertung von Literatur einbeziehen.

  5. redmx

    Mit heutigen Maßstäben bemessen, ist es zumindest diskussionswürdig, ob man das von Carlos angestrebte Verhältnis inzestiös nennen möchte. Der nicht von der Hand zu weisende Aspekt war zumindets in meiner Interpretation damals vorhanden.

    Wichtiger als meine bescheidene Meinung dazu ist vielleicht die Beurteilung der Prinzessin Eboli (auch wenn sie, moralisch gesehen, das Gegenprinzip zu Elisabeth bildet), diese nennt das vermutet Verhältnis zwischen C. und E. „Blutschande“. Damit sollte geklärt sein, welche Intention gehabt worden war. Dieses Motiv (Inzest) wird übrigens garnicht so selten in der Dichtung benutzt. Google ist dein Freund.

  6. Admin Beitragsautor

    Hallo zusammen,
    besten Dank für die weiteren Kommentare. Ich denke es ist sehr hilfreich, wenn man solche Themen durchaus auch mal kontrovers diskutiert.

    Gruß

  7. Nicole

    Der marquis war bei weitem kein Aufklärer. Er ist eine Übergangsfifur des Sturm und Drang.
    Einerseits strebte er nach >seinen< politischen Zielen und nutzt dafür Menschen wie Marionetten, um das zu verwirklichen , was er für "richtig hält." (König, Karlos, Elisabeth) Er ist Träger der Freiheitsidee.. Andererseits "erzieht " er Karlos. Er zerreißt beispielsweise den Brief den Karlos benutzen will, um den König zu erpressen. Oder versucht ihn von seiner Freiehitsidee für Flandern zu überzeugen!

  8. Thomas

    Zumindest drei Personen des Dramas kann man klar mit Rollen belegen, wobei Posa hier den Aufklärer darstellt und Karlos den gefühlsgeleiteten Stürmer und Dränger. Wichtig ist Elisabeth als „schöne Seele“, die die Klassik verkörpert.

  9. Henni

    Zitat: „…Kenntnisse über diese beiden literaturhistorischen Epochen von Notwendigkeit“

    Entweder sehe ich nicht den kompletten Text oder es fehlt die Beschreibung/Zuordnung zu der Weimarer Klassik.

    LG

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