2er Ohne Filmkritik

Der Film „2er Ohne“ von Regisseur Jobst Oetzmann basiert auf der gleichnamigen Novelle „Zweier Ohne“ von Autor Dirk Kurbjuweit. Wie bei jeder Verfilmung eines Buchs, darf man auch nicht bei „2er Ohne“ von einer 1:1 Kopie des Werkes von Kurbjuweit ausgehen.

Die Rahmenhandlung bleibt aber freilich unangetastet. So geht es auch im Film um die beiden Jugendlichen Johann (Tino Mewes) und Ludwig (Jacob Matschenz), die in der Schule das erste Mal aufeinandertreffen und schon bald zu besten Freunden werden. Ihre Freundschaft ist sogar so stark, dass sie sich gar als Zwillinge sehen. Insbesondere dieser Aspekt wird im Film sehr deutlich gemacht, bei dem die beiden ab einer gewissen Stelle mit ihren kahl geschorenen Haaren und der selben Kleidung kaum noch unterscheidbar sind. Das sie nicht nur gleich aussehen, sondern auch gleich denken und fühlen kommt ihnen auch bei ihrem großen Hobby entgegen, dem Rudersport. Im namensgebenden Zweier ohne, also einem Boot ohne Steuermann, müssen sie im gleichen Takt und mit gleicher Kraft schlagen, um die Besten zu sein. Und tatsächlich gewinnen sie ein Rennen nach dem anderen, nachdem sie immer mehr vertrauter mit sich werden.

Doch schon bald gibt es erste Risse in der Freundschaft. Mit den eineiigen Zwillingen aus Potsdam bekommen die beiden einen kaum überwindbaren Gegner, schließlich sind diese schon von Geburt an so stark verbunden, wie es Johann und Ludwig gern sein würden. Als sich dann auch noch Johann in Ludwigs Schwester Vera (Sophie Rogall) verliebt und sich die beiden regelmäßig heimlich zum Sex verabreden entsteht ein verdeckter Bruch, der erst im tragischen Finale sichtbar wird.

Sämtliche Schlüsselszene aus dem Buch sind auch im Film wieder vorhanden. Manche Symbole, wie beispielsweise der gemeinsame Turm von Hanoi, der im Buch für beide Protagonisten eine wichtige Rolle spielt, wird im Film gar nicht erwähnt. Dafür fügt der Regisseur ein oder andere Details hinzu, die aus dem Buch entweder nicht, oder anders zu entnehmen sind. Das wiederum kann dazu führen, dass man Handlung und Charaktere aus Buch und Film unterschiedlich interpretiert und bewertet. Allerdings hat man als Zuschauer weitaus weniger Interpretationsmöglichkeiten, als der Leser. Schuld daran ist Regisseur Jobst Oetzmann, der einem das Denken abnimmt und bei keiner Szene irgendwelche Fragen offen lässt. Dies geschieht durch deutliche Bilder oder dem zusätzlichen Off-Kommentaren des Erzählers Johann. Wer das Buch nicht kennt, wird ein wenig der rote Faden vermissen, der alle Szene zusammenhält. Manchmal hat man das Gefühl, der Regisseur reiht einfach die wichtigsten Szene aus dem Buch nacheinander auf, ohne auf den Gesamtkontext zu achten. So können insbesondere manche Gefühlsausbrüche der Darsteller etwas verwirrend sein.

Fazit:

Wer meint, er müsse das Buch für die anstehende Deutsch-Klausur in der Schule nicht lesen, sondern könne sich am Abend davor einfach den Film „2er Ohne“ anschauen, der wird spätestens beim korrigierten Aufsatz sein blaues Wunder erleben. Denn zwar stimmt die erzählte Rahmenhandlung in Buch und Film überein, die künstlerische Freiheiten von Regisseur Jobst Oetzmann können aber zu ganz anderen Interpretationen und Schlüsse führen, als das beim Lesen des Buchs der Fall wäre. Als Ergänzung oder Auffrischung des Buchs ist der Film aber dennoch sehr geeignet, insbesondere auch dann, wenn man beim Verständnis der Haupthandlung des Buchs Probleme hat.

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