Effi von Briest findet in dem Roman von Theodor Fontane ein schicksalhaftes Ende. Nicht nur durch ihren Fehler, den sie begangen hat indem sie ihren Ehemann Geert von Innstetten betrogen hat, sondern auch durch die mit den Folgen verbundenen Belastungen, die sich erst nach sechs Jahren für Effi von Briest offenbarten, geht sie letztlich gesundheitlich und seelisch zu Grunde. Die Frage, die sich viele Leser nach der Lektüre des Romans stellen mögen, ist: „War Effis Schicksal denn vermeidbar?“
Diese Frage kann man sich vor dem Hintergrund der damaligen gesellschaftlichen Situation widmen. Grundsätzlich war die damalige Gesellschaft durchaus bereit einen Ehebruch zu verzeihen und möglicherweise derartiges Handeln sogar zu akzeptieren. Allerdings wurde dieses Verhalten der Frau im Geschlechtervergleich schlechter angerechnet und hatte damit härtere Auswirkungen als wenn zum Beispiel der Mann den Ehebruch begeht. Akzeptanz und Verzeihung wäre also möglich gewesen. Bei Frauen hingegen sah dies anders aus. Hier war eine Verzeihung fast unmöglich. Allerdings eröffneten die Regeln durchaus einen Ausweg aus der Misere, den Effi aber kaum gehen konnte. Dabei handelt es sich um den Ausweg der Auswanderung. Für Effi ist dies aufgrund ihrer Krankheit jedoch unmöglich zu vollziehen.
Abgesehen vom Schicksal Effis waren die Duelle, wie sie Major von Crampas und Freiherr Geert von Innstetten ausgeübt haben, eine verpflichtende Handlung für Personen des adligen Standes. Allerdings heißt das nicht im Umkehrschluss, dass dabei jemand sterben muss. Das Duell bis zum Tode wäre also durchaus vermeidbar gewesen. Da Effi von Briest durch eine Zwangsverheiratung in eine Ehe ging, die sie möglicherweise – hätte sie selber darüber richten können – nicht eingegangen wäre und aufgrund der Tatsache, dass Innstetten einem Duellzwang unterlag, kommt der Frage ob Effis Schicksal vermeidbar gewesen wäre eine nicht minderwertige Bedeutung zu. Vor dem jetzt analysierten Hintergrund kann sich eine Antwort auf die Frage jedoch nicht ausreichend finden lassen. Einige Aspekte die auf die Antwort hindeuten könnten, wurden jedoch herausgestellt und sind nun vor dem Hintergrund eines jeden persönlichen Verständnisses zu deuten.