Tragische Figuren im Drama Don Karlos

Bei der Analyse von Friedrich Schillers „Don Karlos“ müssen in den meisten Fällen auch die Charaktere der Personen und deren Verhaltensweisen mit einbezogen werden. Dabei gibt es teilweise gewisse Muster, die man auf die Personen anwenden kann. Dazu zählt zum Beispiel auch das Muster der „Tragischen Figur“. Schließlich handelt es sich bei „Don Karlos“ in weiten Teilen auch um eine Tragödie. Daher kann man nun anhand einiger Kriterien, die eine „tragische Figur“ beschreiben, überprüfen ob es sich bei den Figuren in „Don Karlos“ um eben diese handelt. Dabei muss man drei Kriterien betrachten.

  1. Das erste Kriterium besagt, dass sich die betreffende Person in einer ausweglosen Situation befindet und unter einem Konflikt zwischen ihren Gefühlen/Trieben und Verstand/Pflicht zu leiden hat. Das heißt es geht also um einen Konflikt zwischen dem persönlichen Gefühl und dem Allgemeinwohl.
  2. Das zweite Kriterium besagt, dass die Person unter diesem Konflikt schwer zu leiden hat.
  3. Das dritte Kriterium besagt dann, dass sich die Person in ihrem Konflikt letztlich für das Allgemeinwohl entscheidet und die persönlichen Interessen hinter sich lässt.

Kennt man diese drei Aspekte, kann man beispielsweise die Figuren Don Karlos und Marquis von Posa auf dieses Muster hin überprüfen.
Sind Don Karlos und der Marquis von Posa nun tragische Helden? Die Antwort ist ein klares Nein. Überprüft man die genannten Kriterien bei Karlos, stellt man schnell fest, dass es einen Konflikt zwischen persönlichen Interessen (Gefühle für Königin Elisabeth) und dem Allgemeinwohl (Statthalterschaft in Flandern) gibt. Jedoch muss er sich nicht für eine Seite entscheiden, da sich beide Konflikte auflösen. Seine Liebe zu Elisabeth kann nicht verwirklicht werden und auch die Statthalterschaft in Flandern wird ihm von seinem Vater versagt. Daher hat der Konflikt auf beiden Seiten einen negativen Ausgang und Karlos ist somit kein tragischer Held. Auch der Marquis von Posa ist dies nicht, da es bei ihm überhaupt keine persönlichen Interessen gibt und somit kein Konflikt zustande kommt. Der Marquis von Posa lebt nur für das Allgemeinwohl und seine politische Ideale.

8 Gedanken zu „Tragische Figuren im Drama Don Karlos

  1. kurde

    das heisst dass die tragische figur letzenendes der könig philipp II ist wil er seinen sohn zur inquisition übergibt und man laut einigen textpassagen herausfindet dass er alleine ist und keinem vertrauen kann

    danke für die drei aspakte

  2. lutz

    naja das Anliegen Marquis de Posa ist Flandern zu helfen. Hauptsächlich liegt sein Dilemma aber darin sich für den König oder für seinen Jugendfreund sich zu entscheiden. Denn auf der einen Seite versucht er den König zu beeindrucken und auf der anderen seinem Freund zu helfen. aber ich glaub wie mein Vorgänger das Philipp die größte Tragödie zufällt.

  3. sina

    ich würde auch nicht sagen, dass der König eine tragische Figur ist. er stellt seine persönlichen Interessen ganz klar überhaupt nicht zurück, vorallem nicht am Ende.
    Da er sich von seinem Sohn verraten fühlt, übergibt er ihn in die Inquistion. Nicht besonders heldenhaft.

    Ich würde sagen, Marquis Posa ist am ehesten die tragische Figur, auch wenn er ziemlich undurchsichtig ist.
    Er setzt sich ganz klar für die Allgemeinheit ein, vorallem auch für Menschenrechte, dies betont er mehrmals in dem Stück. (Menschenwürde, Freiheit,ist gegen die Willkür des Staates.. etc. pp.) Letzendlich stirbt er sehrwohl an einem Heldentod. Er steckt in einem Dilemma ganz klar, und will auch seine eigenen Wünsche ausleben jedoch hilft er immernoch am Ende eher seinem Freund als dem König.

    Er verriet ihm nie, was wirklich zwischen Carlos und der Königin lief. Auch hatte er die Möglichkeit gut beim König dazustehen und deswegen seine politischen Ziele zu verwirklichen. Dies tat er jedoch auch nicht..

  4. vimy

    Ich würde am ehesten Lerma als tragische Figur ansehen, da er gutes erreichen will (ist loyal zu Carlos und Phillip) und dennoch setzt er dadurch die Katastrophe in Gang. Er hält Posa für den Verräter und will Carlos beschützen, dies läuft aber leider in die ganz falsche Richtung. Demnach gute Absichten, die eine Tragödie herauf beschwören.

    Liebe Grüße

  5. Fauna Leser

    Ich glaube schon, dass es tragische Figuren in Don Karlos gibt: 1. Posa: Sein innerer Konflikt besteht zwischen der Freundschaft zu Karlos und seiner Liebe/Verpflichtung zu Flandern, er entscheidet sich für Flandern und vergisst Karlos. er bereut es dann am ende und schreibt schnell noch den Brief an den König, damit er an Karlos Stelle sterben kann.
    2. Don Karlos: Er liebt die Königin(auch betont er, dass er die Gunst seines Vaters wiedergewinnen will etc.) und ihm werden durch Posa andauernd seine Pflichten erklärt Flandern zu retten. Letzendlich entscheidet er sich gegen seine Liebe zu Elisabeth und für Flandern, was ihn tragisch macht. Einige Regieanweisungen betonen auch seine Einsamkeit gegen Ende. Und das er es am Ende nicht schafft macht es noch tragischer.
    3. Philipp: Er steht zwischen seinen Rollen als König und Vater. Er will seine Familie bei sich haben hält sie aber aus Angst, dass Karlos wie er schon zuvor seinem Vater seinen Posten stiehlt, von sich fern. Wieder und wieder wird betont wie einsam er sich fühlt (so vertraut er sich auch dem Marquis von Posa an) und muss sich zuletzt für die Großinquisition und gegen seine Familie entscheiden.

    Über Lerma als tragischen Held hatte ich noch nciht nachgedacht, ein sehr interessanter Ansatz. Ich werde noch mal darüber nachdenken, danke 🙂

    liebe Grüße

  6. Towelie

    hey
    also danke für die drei kriterien erstmal.
    jeoch deiner analyse stimme ich nicht gerade zu.
    Karlos befindet sich im konflikt und leidet darunter soweit stimme ich dir zu. jedoch lässt er sich von posa und elisabeth überzeugen um die statthalterschaft zu bitten er entscheidet sich also für das allgemeinwohl, wenn er auch später einen „rückfall“ hat nachdem sich das ziel des allgemeinwohls mehr oder weniger bereits aufgelöst hatte. an dieser stelle gibt es einen neuen konflikt für karlos
    philipp ist wie die andern ja schon genannt haben auch ein tragischer held.
    jedoch zu posa stimme ich dir zu (und muss dir leider widersprechen said)seine gefühle für chaos stürzen ihn nicht in einen konflikt er registriert sie zwar verliert jedoch nie sein ziel der revolution, der aufklärung aus den augen!

    an dieser stelle möchte ich mich nochmal für die ganze seite bedanken 🙂 sitz grad an der abivorbereitung und sie hat mir sehr geholfen 🙂

  7. N.

    Woher stammen denn die drei Kriterien??
    Ich denke, die Frage ist leider nicht so leicht zu beantworten. Ich denke durchaus, dass Carlos eine tragische Figur darstellt, ich würde dies aber mit der schillerischen Ansicht des Tragischen erklären. Gemischte Charakter, Leid erzeugung, Sinnlichkeit vs. Sittlichkeit, Ohnmacht und Übermacht… Auf jeden Fall ist er ein Stürmer und Dränger, oder hat noch Ansätze in seinen Einstellungen als Person. Die Betrachutng des Königs ist ebenfalls nicht als leicht zu beurteilen, ich denke viele Interpretationsansätze sind hierbei schlüssig. Man muss sie nur begründen können:)

  8. N.

    Das dritte Kriterium zweifle ich übrigens sehr an. Ist das denn immer der Fall? Wo bleibt den da das Moment des Tragischen. Er wird sich nicht immer für das Allgemeinwohl entscheiden oder was sagt ihr???

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