Isolation des Herrschers in Don Karlos

Aus dem Inhalt, besonders im dritten Akt, ist bereits klar geworden, dass der König Philipp II. von Spanien im Drama „Don Karlos“ von Friedrich Schiller eine ziemlich isolierte Stellung hat. Die Einöde des spanischen Königshauses gibt für ihn nicht mehr her als allein vor sich hin zu regieren und niemanden wirklich als Vertrauten zu haben. Daher kommt es wohl auch, dass er einige Charakterzüge mit sich bringt, die von seinen Untertanen oft nicht gerade erfreulich aufgenommen werden. Man sagte ihm nämlich nach, dass er ein sehr düsterer und finsterer König sei. Der Grund dessen dürfte nun hinreichend bekannt sein. Schon bei seiner Ehe handelt es sich eigentlich um eine reine Zweckehe. Von wahrer Liebe kann keine Rede sein. Philipp II. vereinsamt also am Hofe regelrecht und das wird auch bei den anderen dort handelnden Figuren sehr deutlich. Wie kann man auch eine persönliche Beziehung zu einer anderen Person aufbauen, wenn man sich ständig an die strengen Vorgaben der Hofetikette zu halten hat? Dies ist ein Aspekt, der die Beziehungen am Hofe sehr erschwert.

Dreh- und Angelpunkt von Philipps Isolation ist jedoch, dass er keinen Menschen hat, der ihm ehrlich die Meinung sagt und auf dessen Rat er hören kann. Im Gegenteil: allen Menschen hegt er ein großes Misstrauen gegenüber. Der Wunsch nach einem Vertrauten oder nach einem Freund wird daher von ihm im dritten Akt angesprochen. Er wendet sich sogar an Gott mit der Bitte ihm doch einen Freund an die Seite zu stellen. Die Auswahl, die auf den Marquis von Posa fällt, ist jedoch von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Der Marquis von Posa hat nämlich von Grund auf eine ganz andere politische Einstellung als der König und kann nur zu einem Vertrauten, nicht aber zu einem wirklichen Freund werden.

2 Gedanken zu „Isolation des Herrschers in Don Karlos

  1. hulahula

    Gerade Posa kann er nämlich Vertrauen entgegenbringen, weil dieser tugendhaft sein soll und nie an den König herangetreten ist und versucht hat von dessen Macht zu profitieren (siehe Alba+Domingo). Der König fordert Posa sogar auf sich etwas von ihm zu wünschen (Akt 3 Auftritt 10) worauf hin Posa spöttisch antwortet, dass es ihm Gunst genug sei „die Gesetze zu genießen“
    😀 nice geschrieben 😀

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