Ausgangspunkt der Verwirrungen im Buch Die Verwirrungen des Zöglings Törleß

Die bereits beschriebenen Verwirrungen von Törleß haben verschiedene Ausgangspunkte. Zum einen die Sozialisation, also den Prozess der Integration eines Individuums in eine Gruppe. Um diese Integration zu erreichen, muss die Person Normen, Erwartungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Werte und Überzeugungen erfüllen und diese so verinnerlichen, dass sie auch als seine eigenen angesehen werden können. Ist dies erreicht, spricht man von einer Internalisierung. Durch die Internalisierung und die Integration (Sozialisationsinstanzen) werden Werte vermittelt, was den Aufbau des sozialen Selbst und der soziokulturellen Persönlichkeit unterstützt. Die primäre Sozialisation findet dabei durch die Familie und die Eltern statt, die sekundäre Sozialisation durch die Schule mit anschließender Berufsausbildung.

Auch die Entwicklungsphasen eines Jugendlichen sind dabei von entscheidender Bedeutung. Um eine eigene Identität auszubilden, erfordert dies die Ablösung vom Elternhaus und der Integration in eine Gruppe sowie Freundschaften mit Gleichaltrigen (Peergroups). Erste sexuelle Erfahrungen und der Beginn einer Partnerschaft stellen die zweite Stufe dar. Der Erwerb schulischer Qualifikationen für den Beruf sowie die Hinterfragung und Entwicklung eines Norm- und Wertesystems sind weiterführende Phasen, die in Teilen auch auf Törleß zutreffen. Kennzeichnend für das Durchlaufen dieser Phasen sind auch Schwankungen zwischen unterschiedlichen Werten, Zielsetzungen und Lebensweisen. Dabei sind kurzfristige Entscheidungen eher von den Peergroups geprägt, Entscheidungen mit langfristiger Wirkung eher von den Eltern und der Familie.

Die Ausbildung der Identität wird darüber hinaus beeinflusst vom „I“ und „Me“. Es wird behauptet, dass die Identität auf dem Wechselspiel dieser beiden komplementären Anteile einer Person gründet. Das „I“ ist die innere, individuelle Tiefe (Subjekt), das „Me“ die äußere, gesellschaftliche Dimension (Objekt). Das „me“ wird eher von Konventionen und Gewohnheiten geleitet. Das „I“ ist die seelische Tiefe, die auf Handlungen des „Me“ reagiert. Erhebt sich eine der beiden Instanzen über die andere, kann dies zu Persönlichkeitsstörungen führen. Dabei entsteht die eigene Identität erst durch die ständige Austarierung des Gleichgewichts von „I“ und „Me“.

4 Gedanken zu „Ausgangspunkt der Verwirrungen im Buch Die Verwirrungen des Zöglings Törleß

  1. Julia

    Wie wäre es an dieser Stelle statt „Me“ und „I“ mit Sigmund Freunds Ich und Über-Ich, dessen Auseinandersetzung epochentypisch für die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert ist?

  2. Rebecca

    /sign
    ich denke das wäre hier angebrachter besonders, da es sich wirklich sehr gut auf Freuds psychosexuelle Theorie anwenden lässt.

  3. Jan

    Das was hier Formuliert wird ist die Theorie von Georg Herbert Mead, der die Sozialisation als Rollenlernen gesehen hat und sich an Freud orientierte. Wichtig für das Buch ist jedoch das Instanzenmodell nach Freud mit Es, Ich und Über-Ich. Denn Robert Musil hat sich bewust daraufbezogen (hat ja selbst Psychologie studiert), der Erzähler verweist sogar drauf. Es wird gesagt das Törleß sexuelle Beziehung aufgrund irregeleiteter Triebdynamik zustande kommt. Außerdem ist das Phasenmodell nach Freud wichtig: Orale Phase, Anale Phase, Ödipale Phase, Latenz Phase, Genitale Phase. Denn Törleß ist in der Genitalen Phase, hat aber den Ödipuskonflikt noch nicht überwunden (Ervergleicht Bozena mit seiner Mutter).

    Das sollte man vll. verbessern. Ansonsten find ich die Seite aber ziemlich nützlich, bzw. super zum lernen.

  4. Admin Beitragsautor

    Hallo zusammen,
    dank für die Ergänzung. Ich muss mal schauen wie ich das mache, komplett neuschreiben werde ich es wohl nicht, da ich in dem Thema einfach nicht mehr drin bin 😉

    Ich werde wohl einfach auf eure Kommentare hinweisen und das man sich die entsprechenden Themen selbst mal anschauen muss. Mehr kann ich da momentan leider auch nicht machen.

    Dennoch danke für die Ergänzungen und Berichtigungen.

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