Duell in Effi Briest sinnvoll oder nicht?

Eine weitergehende Frage in der Analyse von Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“ ist, wie sinnvoll das Duell nun tatsächlich auch vor dem Hintergrund der damaligen gesellschaftlichen Konventionen war.

Nun kann man eine einfache pro und contra Gegenüberstellung vornehmen.

Für das Duell spricht natürlich das persönliche Befinden Innstettens. Für die Durchführung des Duells spricht weiterhin auch, dass Innstetten nun bereits einen Mitwisser in Person von Ministerialrat Wüllersdorf hat. Der gesellschaftliche Ehrenkodex, der im Grunde den Zwang und die Verpflichtung zur Durchführung dieses Duells vorgibt, ist in diesem Sinne ein weiteres pro-Argument.

Auf der Contra-Seite müsste man zu allererst den Ausspruch des Ministerialrates Wüllersdorf anführen. Dieser meint „Wir sind doch über die Jahre weg“ und deutet somit auf die Verjährungstheorie. Natürlich ist es in der Tat so, dass man sich nach sechs Jahren überlegen müsste, ob und in welcher Form man überhaupt noch an eine Art Duell denken sollte und ob die Tat nicht wirklich doch schon verjährt und damit neutralisiert ist. Das doppelte Leid, das Innstetten durch die Durchführung des Duells zugesprochen wird, ist ebenfalls ein contra-Argument. Schließlich hat er nun erfahren, dass seine Ehefrau ihn vor sechs Jahren betrogen hat und würde sich nun durch das Duell und einen möglichen Mord an seinem ehemaligen Kontrahenten und gleichzeitig Kamerad noch in ein weiteres Leiden stürzen. Ihm würde dann nämlich wegen Mordes möglicherweise der Prozess gemacht, was seine gesamte Existenz samt Reputation natürlich sehr in Frage stellt. Das letzte und weitere Argument ist dann noch die Tatsache, dass Innstetten trotz allem wohl immer noch Gefühle für Effi hat und sie noch liebt. Anhand dieser Gegenüberstellung mag nun jeder Leser selbst zu einem Urteil kommen, ob das Duell gerechtfertigt ist oder nicht.

3 Gedanken zu „Duell in Effi Briest sinnvoll oder nicht?

  1. Myago

    Hallo, wollte nur kurze Kritik einbringen in Sachen der Pro-Argumente des Duells:
    Es stimmt nicht, dass Innstetten ein tiefes Verlangen nach Rache hat und auch nicht, dass es in ihm brodelt.
    Ich habe die Textstelle, in der er einen Monolog über das Duell führt, etwas eingehender betrachtet (Reclam Seite 273) und dort sagt er eindeutig, dass es „nur einem Begriff zu Liebe“ war und eine „halbe Komödie“. Auch in dem Gespräch mit Wüllersdorf gibt er von sich: „Ich bin ohne jedes Gefühl von Hass oder gar von Durst nach Rache.“
    Also bitte ändern, denn das sind entscheidende Fehlinformationen!
    MFG

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